Heute möchte ich gern einmal von meinen persönlichen Anfängen mit der Meditation erzählen. Damit möchte ich dir zeigen, wie es ganz praktisch und bodenständig möglich ist, mit Meditation zu Erkenntnissen zu gelangen und den eigenen Gemütszustand zu verbessern.
Tatsächlich habe ich angefangen zu meditieren, aus der Not heraus, ohne dass ich wusste, dass das, was ich da tat, eine Form von Meditation ist. Noch bevor ich mich bewusst mit Meditation beschäftigte. Ich nannte sie die „stille Einkehr“.
Der Grund war eine fortwährende Unzufriedenheit und Genervtheit, die mich täglich begleitete und nicht nur mich, sondern auch mein Umfeld ziemlich belastete. Ich konnte aber nicht greifen, woher diese Gefühle kamen, was genau mich so nervte und unzufrieden machte. Das war eher diffus für mich.
Das ging so lange bis es eskalierte. Bis an einem Abend diese Gefühle völlig impulsiv und unkontrolliert aus mir herausbrachen und mir – auch anhand der Reaktion meines Umfelds – klar wurde, so konnte es nicht weiter gehen. Also habe ich mich sofort und komplett aus allem herausgezogen und etwas getan, das ich sonst nicht tat.
Ich habe mich auf ein Kissen gesetzt, eine Kerze angezündet, mir Zettel und Stift genommen. Tief durchgeatmet, auf die Kerzenflamme geschaut und dann habe ich mir selbst die Frage gestellt: Was ist hier eigentlich los? Ich stellte mir diese Frage einige Male in meinem Inneren und ließ sie nach und nach wie Echo verklingen.
Und als ich dann in die Stille hineinlauschte, in die Stille in mir, kamen die Antworten. Antworten, die ich sonst den ganzen Tag über nicht hören konnte, weil ich viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt war. Ich habe die Antworten alle sofort aufgeschrieben, so lange bis keine mehr kamen, habe quasi meinen Kopf leer geschrieben.
Dann habe ich mir den Zettel angeschaut und all die Punkte, die draufstanden. Damit war ich nicht mehr hilflos dem Gefühlssturm ausgeliefert und musste reaktiv Schadensbegrenzung für meine Ausbrüche betreiben, sondern konnte bewusst und kontrolliert mit den einzelnen Punkten, die ich notiert hatte, umgehen. Mir jeden einzelnen Punkt anschauen und prüfen, ob und wenn ja was ich dagegen tun konnte.
Tatsächlich konnte ich manches mit einer kleinen Handlung sofort abstellen. Anderes ging nicht sofort, aber ich konnte mir gezielte Schritte überlegen, wie ich das kurzfristig schaffen konnte. Und mit dem Rest, dem, was ich nicht ändern konnte – und das war erstaunlich wenig -, konnte ich mich viel besser arrangieren, weil ich in anderen Punkten selbstbestimmt und selbstverantwortlich agieren konnte.
Von da an habe ich diese stille Einkehr, wie ich sie damals nannte, regelmäßig gemacht, zwei oder drei mal die Woche das selbe Prozedere, über mehrere Monate. Weil es mir so gut getan hat. Weil ich mich hinterher immer wieder ein Stückchen leichter und selbstbestimmter gefühlt habe.
Seitdem können sich solche Emotionswuchten gar nicht mehr über längere Zeit aufbauen, denn ich bin sehr viel achtsamer und merke gleich, wenn da was im Argen ist und kann bewusst und entschieden damit umgehen. Das danke ich nicht nur mir selbst, sondern das dankt mir auch mein Umfeld.
Und genau das wünsche ich dir auch. Wann immer du in einer ähnlichen Situation steckst, dass du diffuse Gefühle hast und dich damit zunehmend unwohler fühlst, gar nicht weißt, was du machen sollst, dich vielleicht sogar in einer eskalierenden Situation wieder findest, finde einen Weg dich damit auseinander zu setzen. Ob du nun ausprobieren magst, was ich dir eben von mir beschrieben habe oder etwas anderes versuchst, ist ganz egal. Es muss zu dir passen und der Weg ist immer individuell. Dann gelingt es dir auch aus deiner Negativspirale wieder auszusteigen.
Ich fasse das nochmal in vier Punkten für dich zusammen:
- Nimm dir Zeit zu ergründen, woher deine Emotionen und Gedanken kommen, was auch immer da für dich der richtige Weg ist. Meiner ist Meditation, für dich kann das aber auch was ganz anderes Sein.
- Dadurch, dass du deinen Gefühlen Raum gibst und ihnen erlaubst da zu sein, sie also nicht wegdrückst, verlieren sie ihre Kraft, ihre Intensität. Du wirst von ihnen nicht übermannt, sondern kannst sie mit zunehmender Distanz betrachten und
- dir deine Handlungsoptionen bewusst machen. Konzentriere dich auf das, was du ändern kannst und überlege dir konkrete Schritte dafür und setze sie vor allem auch um.
- Behalte deine Aufmerksamkeit auf dem, worauf du Einfluss hast. Es hat keinen Zweck sich über schlechtes Wetter zu ärgern. Das nützt niemandem und macht dir nur schlechte Gefühle. Schau viel mehr, wie du dir die Begleitumstände angenehmer machen kannst.
Jetzt bin ich so neugierig, ob du mit alldem was anfangen kannst. Schreib mir das gerne in die Kommentare. Vielleicht magst du auch teilen, wie du dir in solchen Situationen hilfst. Lass uns auf diese Art uns gegenseitig helfen und inspirieren.